Sonderaustellung
"Kartoffellust - Erotisches rund um Gnocchi und Klöße"

Geschichte
Kartoffellust

Thüringer Klöße
Die erotischte Art
Kartoffeln zuzubereiten

Ernährungstips
Kartoffeln Kraft für die Liebe 


Geschichte der Kartoffellust

Liebe Freunde der Kartoffel,
schon seit der Inka-Zeit ist die Kartoffel Gegenstand der Verehrung, besonderen Interesses und Kult. Ein heute nicht mehr so bekannter Aspekt der spannenden und wechselvollen Geschichte der Kartoffel ist ihre stimulierende Wirkung für das Liebesleben, der Kartoffel als Aphrodisiakum.

Die Photos wurden in Zusammenarbeit
und mit freundlicher Genehmigung von
Das Kartoffelmuseum München für die Sonderausstellung zur Verfügung gestellt.
Marilyn Monroe auf einem Werbeplakat für Kartoffeln aus Idaho


Und Gott schuf den Menschen aus einem Erdenkloß
Adam und Eva Postkarte um 1900 Postkarte um 1900
mit der Inschrift

Der Adam hätt im Paradies
den Apfel nicht probiert
Wenn Eva ihm zur gleichen Zeit
Thüringer Klöß serviert

Thüringer Klöße gelten als die Versuchung schlechthin, als verbotene Frucht, der keiner wiederstehen kann. Klöße sind die Essenz des Menschen. So formte Gott den Menschen ja auch aus einem Erdenkloß.

Die Franzosen nennen übrigens die Kartoffel "pomme de terre" Apfel des Bodens. Auch ein Hinweis darauf was der Adam wohl statt des Apfels wohl probiert hätte.
In Europa und im Orient war die Kartoffel zu Zeiten des Paradieses und bis ins Mittelalter nicht bekannt und somit auch nicht die Klöße aus Kartoffeln. Erst mit der Eroberung Südamerikas kam die Kartoffel nach Europa.
Schon bald nach der Entdeckung wurden der Kartoffel Heilkräfte und die Liebe befeuernde Wirkung zugesprochen. Vielfach wird sie als Aphrodisiakum genannt. Aphrodite eine griechische Göttin, war ja dafür bekannt, keinen Mann kalt zulassen.


Papas und Papst
Lange vor den Europäern war die Kartoffel bei den Indianern der Anden geschätzt und verehrt. Das Inkareich selbst wäre ohne die Kartoffen, die papas, als Ernährungsgrundlage wohl nicht denkbar gewesen. Gefriergetrocknete Kartoffeln, die Chunos, bewahrten sie bei Missernten vor Hungersnot. Die Kartoffelgottheit Axomana war vermutlich für die Fruchbarkeit verantwortlich. Jedenfalls sehen die Tongefäße in Kartoffelform, die man in vielen Gräbern gefunden hat, Darstellungen von Fruchtbarkeitsgöttern bei anderen Kulturen sehr ähnlich. Axomana die Kartoffelgottheit der Inkas


Der Papst bekommt die Kartoffeln als Medizin

Der erste schriftliche Nachweis über die Kartoffel in Europa weist die Kartoffel als Medizin aus. Es ist dies ein Brief König Philipp von Spaniens an den Papst Pius. Er war einem Päckchen Kartoffeln beigelegt mit den besten Wünschen zur Genesung.
Wie kam man nun darauf, dass die Kartoffel ein Heilmittel sei. Nun eine große Gefahr für die Seefahrer war es an Skorbut zu erkranken. Auf der Fahrt nach Südamerika starben viele Seefahrer an dieser Vitamin-C Mangelkrankheit. Auf der Rückfahrt blieben sie womöglich dank der Vitamin-C reichen Kartoffel gesund. Vitamin C stärkt das Immunsystem, regt so auch die Bildung von Hormonen an und kann dadurch zu sexueller Leistungssteigerung führen. Allgemein wirkt die Kartoffel durch den hohen Kohlehydratgehalt, die hochwertigen Eiweißgehalt und den geringen Fettgehalt stärkend und belastet den Körper nicht. Ernährungswissenschafter Dr. J. Hanson schreint hierzu, "Kartoffeln machen stark, schlank und verlängern das Leben." Die besten Vorraussetzungen, um fit für die Liebe zu sein. Der Papst selbst wird sie jedoch nicht für diesen Zweck benutzt haben.

Kartoffeln, Literatur und Liebe

Bald jedoch wird die Kartoffel als Aphrodisiakum beschrieben. Sie war damals selten und exotisch. Dies ist übrigens auch ein Kennzeichen vieler anderer Aphrodisiaka (z.B. Trüffel, Kaviar, Nashornmehl)
Ben Johnson schreibt 1601 "Cynthias Revels" und zählt die Kartoffel in einer Liste von "delikaten Nahrungsmitteln" auf. George Chapman beschreibt 1611 eine Szene in seinem Stück Maientag, in der ein Liebhaber sich mit seiner Geliebten trifft und an einem Bankett mit "Austern, Kartoffeln und Wasserrüben" teilnimmt, auch er weist auf die aphrodisierende Wirkung hin.
Einen besonders schönen Titel verliehen die Engländer der Kartoffel : Apfel der Jugend - um ihrer, wie Sir Walther Raleigh, ein Günstling der englischen Königin, gesagt haben soll, "Venus befeuernden Wirkung" willen. Sir Walter Raleigh war übrigens einer der ersten die die Kartoffel angepflanzt haben. Warum wohl ?
Ähnliche Erfahrungen will auch Caspar Bauhin gemacht haben, der 1619 über diese "unschudige Wurzel" schrieb: "Unsere Leute rösten sie in der Asche wie Trüffel und essen sie geschält mit Pfeffer. Oder schneiden sie in Scheiben und gießen eine fette Soße darüber und essen sie, sich zu erregen. In Wein gekocht, sind sie besonders hilfreich für alle die, die die Blüte ihrer Jahre überschritten haben. "
Zwinger schreibt in dem 1696 in Basel erschienen Kräuterbuch folgendes zur Kartoffel:"...also sollen sie die ehelichen Werke befördern, den Samen mehren und den Schwindsüchtigen nützlich...."
Die Kartoffel als Blume

In jenen ersten Jahren der Kartoffel in Europa, sah man in ihr weniger ein Nahrungsmittel, als eine Zierpflanze. So wurde die Knolle anfangs auch nicht auf dem Feld, sondern in den botanischen Gärten der Fürsten und Könige angepflanzt.
Die Schönheit ihrer Blüte wurde über alle Maße gelobt, ja die Kartoffelblume wurde sogar mit der Orchidee verglichen.Einzelne Orchideen konnten mehrere 10 TDM kosten. Wieviel für eine Kartoffelblüte bezahlt wurde ist leider bisher nicht bekannt. Marie Antoinette z.B. trug eine Kartoffelblüte im Haar natürlich um Ihren Kaiser zu betören; Die Knolle war also würdig, eine Kaiserin verführerischer zu machen.
Blumen waren schon immer ein Zeichen der Liebe. Was schenkt man seiner Geliebten? Nun in früheren Zeiten, wenn man es sich leisten konnte Kartoffelblumen. Die Kartoffelblume diente sogar als Brautstrauß.
In "Die Geschichte der Kartoffel" von Wilhelm F.R. Fueß kann man folgende Geschichte nachlesen:
"Im Jahre 1621 lebte in Herborn der Professor J. Mattäus, der ein großer Blumenfreund war.... In dieser Zeit hatte die Tochter des Nachbars Hochzeit, und da sie mit dem Professor befreundet war, hatte sie durch ihren Vater die Kühnheit, ihn um ein Sträußchen von der schönen Blume für die Trauung zu bitten. Der Professor gewährte die Bitte und sprach: "Bringet der Braut diese Blumen der Braut und sagt ihr, durch ihre Tugenden sei sie würdig, die schönste und seltenste der Blumen als Brautstrauß zu tragen." Am folgenden Tage schmückte die Kartoffel wirklich die Braut"
Shakesspeare und die Kartoffel als Aphrodisiakum

William Shakesspeare schreibt er in Falstaff. "Nun mag es Kartoffeln regnen, Liebesperlen hageln und Mannstreu schneien; ein Sturm von Versuchung mag sich erheben, ich gehe hier in Deckung"
Bei Shakesspeare wird jedoch vermutet, dass es auch Süßkartoffeln Ipomea batata oder Topinambur gemeint haben könnte und nicht die Kartoffel Solanum tuberosum, die um diese Zeit wesentlich seltener und damit auch teurer war als die oben genannten Wurzeln.
Goethe liebte Christianes Kartoffeln

Bei Goethe wissen wir jedoch sicher, dass er bei Kartoffeln auch Kartoffeln Solanum Tuberosum meinte. Um 1800 hatte sich die Kartoffel als Grundnahrungsmittel durchgesetzt. Aus Friedrichs Kraus tägliche Tafel wissen wir, dass Goethe die Anweisung gegeben hatte" Alle Mittag 12. gute Kartoffeln". Goethe soll übrigens die seiner Christiane für die Besten gehalten haben. Liebe geht bekanntlich durch den Magen. Erstaunlich ist wie oft in den Briefen zwischen Christiane und Goethe von Kartoffeln die Rede ist. So heißt es z.B. in einem Brief Christianes vom 6. Juni 1810 "Lieber Geheimrath,.... Allen Leuten sind beinah die Kartoffeln erfroren; doch die meinigen, welche ich heute früh mit Carolinen besucht habe, sind so groß und stehen so schön, daß es würklich eine Freude ist, sie anzuschauen.... Heute fängt es an bei uns sehr schön zu werden, und ich finde es hier in meinem Häuschen recht vergnüglich und liebenswürdig. ..." Zwischen den Zeilen ist es recht offensichtlich, dass Christiane Ihren lieben Geheimrat mit den Kartoffeln zu ihr nach Hause locken möchte. Oben genannte 12 Kartoffeln waren übrigens Pellkartoffeln. Die Deutschen pellen die Kartoffeln, wie die/der Geliebte/r sich aus seiner Kleidungpellt. Italiener und Franzosen nennen die Pellkartoffeln poetischer patata in camicia (Kartoffeln im Hemd) und pommes de terre en robe de chambre (Kartoffeln im Nachthemd). Warum wohl? l
Casanova und die Kartoffel

Giacomo Casanova de Seinkalt, wurde am 2. April in Venedig geboren. Er starb1798 in Dux/Böhmen. Er lebte also in einer Zeit in der sich die Kartoffel als Grundnahrungsmittel durchsetzte. In Dux war er seit 1785 als Bibliothekar tätig. Hier schrieb er auch seine Memoiren.
Casanovas Memoiren beinhalten zahlreiche Liebesgeschichten und Affairen, bei denen etwa 120 Frauen eine Rolle spielten. Die Memoiren zeigen auf, dass Casanova ein sinnlicher Mensch war, der ebenso Frauen wie gutes Essen zu schätzen wusste, am beides gleichzeitig oder unmittelbar nacheinander.
So heißt es in seinen Memoiren: "Die sinnlichen Genüsse zu kultivieren, bildete die Hauptbeschäftigung meines ganzen Lebens; niemals hat es für mich etwas Wichtigeres gegeben."
Kartoffeln und Gnocchi, die italienischen Verwandten der Klöße gehörten nachweislich zu Casanovas Genüssen. Eines der in seinen Memoiren erwähnten Rezepte sind Spinatgnocchi in Gorgonzolasauce.
Die Kirche verteufelt die Kartoffel als sexuell höllisch erregend

Zwar verdanken wir das erste schriftliche Dokument über die Kartoffel König Philipp von Spanien und dem Papst Pius. Aber wie immer wenn Neues erscheint, gibt es auch Zweifler, so auch beim Klerus. Die Kartoffel wurde vielfach bekämpft. Die Kartoffel steht nicht in der Bibel, sie gehört zu den Nachtschattengewächse, der Pflanzenfamilie aus der auch das Hexenkraut stammt, sie wachst unter der Erde und außerdem sei die Kartoffel sexuell höllisch erregend und könne damit ja nur des Teufels sein. Zu jener Zeit war der Geschlechtsakt kirchlich nur sanktioniert, wenn er der Erfüllung der ehelichen Werke diente, was ja bei der Verzehrung der sexuell höllisch erregenden Kartoffel nicht mehr gewährleistet war.
Pfarrer wetterten natürlich nicht nur gegen die Knolle, viele wie der Pfarrer Putsche in Wenigenjena trugen viel zur Verbreitung und wissenschaftlichen Erforschung der Kartoffel bei. Pfarrer waren ja oft die ersten, als Schriftgelehrte, die von dem neuen Gewächs erfuhren
Bevölkerungswachstum durch die Kartoffel

Die Geschichte der Einführung der Kartoffel in Europa ist auch eine Geschichte der Hungersnöte. Denn anfangs waren die Bauern nur schwer zu bewegen Kartoffeln zu pflanzen oder zu essen. Nicht zuletzt hatte die Kirche dazu beigetragen.
Zu Zeiten der Hungersnöte erkannten viele welch leckeres Gericht die Kartoffel doch ist. Besonders der dreißigjährige Krieg, der siebenjährige Krieg und die Nahrungsmittelkrise 1770 bis 72 machte die Kartoffel populär.
Die Kartoffel bringt einen wesentlich höheren Nährertrag als Getreide. Von der gleichen Fläche konnten also wesentlich mehr Menschen ernährt werden. Dank der Kartoffel mussten die Armen nicht mehr hungern und hatten nun wieder Kraft für die Liebe. Folglich wuchs überall dort wo die Kartoffel eingeführt hatte die Bevölkerung rapide an.